Am vierten Adventssonntag versteckt sich der Hashtag #Qualifiasko hinter dem 18. Türchen des Formel-1-Adventskalenders…
Das Grundproblem in dieser Angelegenheit war, dass man ein System vollkommen veränderte, das bis dahin eigentlich einwandfrei funktioniert hatte. Knapp vier Wochen vor dem Saisonauftakt in Melbourne kam man auf die Idee, das Zeittraining zu revolutionieren. Ein kompliziertes Verfahren wurde eingeführt.
Im Zahlenspiel zur Saison 2016 habe ich geschrieben:
90
…Sekunden beträgt der Abstand, in dem jeweils der langsamste Fahrer im neuen Qualifying-Format ausscheiden wird. Das „Reise-nach-Jerusalem“-Prozedere wurde überraschend erst einen Monat vor dem Saisonstart zur Diskussion gebracht und am 4. März vom FIA-Weltrat abgesegnet. Mit dem Format – festgeschrieben in Artikel 33 des Sportlichen Reglements – wollen die Verantwortlichen mehr Spannung einerseits in das Zeittraining am Samstag und andererseits in das Renngeschehen am Sonntag bringen.
Die Grundstruktur mit drei Abschnitten bleibt bestehen, allerdings werden die Fahrer nach einer Einfahrphase weiter unter Druck gesetzt. Nach jeweils 90 Sekunden soll der langsamste Pilot ausscheiden. In das Q3 werden nur noch acht Piloten aufsteigen. Derjenige, der am Ende übrig bleibt, hat die Pole inne.
Q1
– 16 Minuten
– langsamster Fahrer scheidet nach sieben Minuten aus
– danach bis zur Zielflagge alle 90 Sekunden der langsamste Fahrer weg
– sieben Fahrer scheiden aus, 15 kommen weiterQ2
– 15 Minuten
– langsamster Fahrer scheidet nach sechs Minuten aus
– danach bis zur Zielflagge alle 90 Sekunden der langsamste Fahrer weg
– sieben Fahrer scheiden aus, acht kommen weiterQ3
– 14 Minuten
– bis zur Zielflagge alle 90 Sekunden der langsamste Fahrer weg
– am Ende 90-sekündiges Pole-Position-Shootout mit zwei Fahrern
So die Theorie. In der Praxis stellte sich das Format allerdings als wenig praktikabel heraus. Weder das zeitliche Timing der Piloten, noch die Einblendungen in der Fernsehübertragung passten. Ein einziges Chaos war die Folge. Die Autos warteten in den Garagen zu, bis die Uhr gegen Null zählte. Auch die Pole-Position wurde so entschieden. Die Show wurde damit gekillt.
Bereits einen Tag nach dem Desaster haben sich die Teamchefs mit FIA-Rennleiter Charlie Whiting getroffen. Beim Meeting am Rennsonntag kamen sie zur Konsens, man müsse sofort zurück zum alten Quali-Modus. Doch dabei machten sie die Rechnung ohne Bernie Ecclestone, von dem die Regeländerung ausgegangen war, und FIA-Präsident Jean Todt, der dem neuen Format eine zweite Chance geben wollte.
Eine Abstimmung der Formel-1-Kommission fiel nicht mit voller Zustimmung für die erneute Änderung aus, daher wurde das neue Qualifying auch in Bahrain gefahren. Auch dort konnte es nicht überzeugen, erneut gab es eine Krisensitzung. Diesmal beschloss man die Rückkehr zum herkömmlichen System, das ab China wieder zum Einsatz kam.
Zwar beruhigten sich die Kritiker spätestens nach dem Qualifying in China wieder, trotzdem geriet die chaotische Führung des Sports in den Mittelpunkt. Sebastian Vettel brachte es mit einem netten Vergleich auf den Puntk: „Wenn du Vanilleeis verkaufst und jeder kommt in deine Diele und fragt nach Schokoladeneis, dann würdest du am nächsten Tag normalerweise öffnen und Schokoeis verkaufen. Aber wir verkaufen weiterhin Vanilleeis. Eigentlich sollte man immer das tun, was die Kunden wollen. Wenn du genau das Gegenteil machst, dann hast du den falschen Job.“
Am Ende ging es ja doch noch gut aus. Außerdem führte die kurzzeitige Änderung auch nicht zu einer Kräfteverschiebung. Lewis Hamilton konnte sich 2016 die meisten Pole-Positionen holen, zwölf an der Zahl (für ihn sind das die meisten Poles in einer Saison). Damit steht er bereits bei insgesamt 61 ersten Plätzen. In der ewigen Bestenliste liegen nur noch Ayrton Senna (65) und Michael Schumacher (68) vor ihm. Dieser Rekord könnte schon in der kommenden Saison fallen.
Weltmeister Nico Rosberg sicherte sich 2016 acht Mal Startplatz eins. Nur einmal schaffte es ein Nicht-Mercedes-Pilot auf die Pole: Daniel Ricciardo fuhr in seiner Wahlheimat Monaco an die Spitze des Feldes. Bei Ferrari konnte Kimi Räikkönen in diesem Jahr Sebastian Vettel im Qualifyingduell schlagen, bei Williams entschied ebenfalls der Finne Valtteri Bottas die Angelegenheit für sich.
Qualifyingduelle 2016
Mercedes | |
---|---|
Lewis Hamilton | Nico Rosberg |
12 | 9 |
Ferrari | |
---|---|
Kimi Räikkönen | Sebastian Vettel |
11 | 10 |
Williams | |
---|---|
Valtteri Bottas | Felipe Massa |
17 | 4 |
Red Bull | |
---|---|
Daniil Kwjat | Daniel Ricciardo |
0 | 4 |
Daniel Ricciardo | Max Verstappen |
11 | 6 |
Force India | |
---|---|
Nico Hülkenberg | Sergio Perez |
12 | 9 |
Renault | |
---|---|
Kevin Magnussen | Jolyon Palmer |
11 | 8 |
Toro Rosso | |
---|---|
Carlos Sainz | Max Verstappen |
1 | 3 |
Daniil Kwjat | Carlos Sainz |
6 | 11 |
Sauber | |
---|---|
Marcus Ericsson | Felipe Nasr |
13 | 7 |
McLaren | |
---|---|
Fernando Alonso | Jenson Button |
15 | 5 |
Jenson Button | Stoffel Vandoorne |
0 | 1 |
Manor | |
---|---|
Rio Haryanto | Pascal Wehrlein |
5 | 7 |
Esteban Ocon | Pascal Wehrlein |
2 | 7 |
Haas F1 | |
---|---|
Romain Grosjean | Esteban Gutierrez |
12 | 9 |
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